Ursprünglich stammt meine Familie aus Afrika.
Bedauernswerter Weise sind die letzten knapp 300.000 Jahre der Familiengeschichte nur äußerst schlampig dokumentiert, sodass ich über den Grund meiner Anwesenheit hier keine belastbare Aussage treffen kann.
Unter diesen Vorraussetzungen stellt eine Landung per Klapperstorch die naheliegendste Theorie dar.
Das verantwortliche Geschöpf, welches entweder unter einer ausgeprägten Akrophobie litt oder einfach nur unglaublich faul war, hat die Alpen von Norden kommend nicht überfliegen wollen, wodurch ich vorerst in Dortmund gestrandet bin…
Um dieses schwere Trauma zu verarbeiten, begann ich früh mit dem Schreiben.
Obwohl ich mittlerweile ohne Probleme als mittelalter, weißer Mann durchgehe, habe ich diese Art der „Alltagsbewältigungsprosa“ beibehalten.“
Manchmal im Leben, immer dann, wenn es gerade mal wieder nicht so richtig läuft, fragt man sich, wo komme ich eigentlich her. Warum bin ich ausgerechnet genau jetzt genau hier und wo verdammt, wird das alles noch hinführen. Ich selbst bin mir in solchen Situationen meistens sehr sicher, dass ich ganz genau jetzt, ganz genau hier bin, weil ich Entscheidungen getroffen habe, von denen einige im Rückblick gelinde gesagt etwas naiv, gelegentlich sogar schlicht und einfach dumm waren. Wohin das alles noch führt, möchte ich gar nicht so genau wissen. Schließlich möchte ich mir selbst die Vorfreude auf die nächste Katastrophe nicht nehmen. Als pessimistischer Optimist rechne ich stets mit dem Schlimmsten, bin aber dennoch sicher, das im Großen und Ganzen alles gut wird. Eventuell etwas anders als geplant, aber immerhin… Nur bei der Frage, wo ich herkommen, bin ich oft ratlos. Laut meiner offziellen Dokumente, bin ich in geboren Dortmund. Zu einer Zeit, als diese Stadt noch zurecht für guten Fußball und ausgezeichnetes Bier berühmt war. Ich selbst bevorzuge allerdings gute Bücher und ausgezeichneten Rotwein, wenn es um die Wochenendunterhaltung geht. Einzig mein Hang zu ausgeprägter Pünktlichkeit vereint mich mit den hier lebenden Eingeborenen. Abgesehen von meinem Hang zu ausgepräger Pünktlichkeit vereint mich nichts mit den hier ürsprünglich beheimateten Menschen. Samstags liege ich lieber am Wasser in der Sonne, anstatt mit Wasser voller Inbrunst meinen fahrbaren Untersatz zu reinigen. Weder besitze ich ein einziges Paar Tennissocken, noch Addiletten, von einer Umhängetasche ganz zu schweigen. Kulinarisch würde ich jeder Currywurst ein einfaches Brot, mit etwas Olivenöl und Salz vorziehen. Anstatt allein auf dem Sofa vor der Glotze, bevorzuge ich den Tisch etwas umfangreichen einzudecken, um Freund & Familie einzuladen. Gelegentlich beschleicht mich daher das Gefühl, der Klapperstorch welcher mich an meinem ursprüngliche geplanten Geburtsort in Italien oder Griechenland absetzten sollte, muss sich eindeutig verflogen haben. Vielleicht, dachte ich mir, ist es mit den Störchen, wie mit den Menschen. Einige sind eher bequem und gehen jeder Anstrengung aus dem Weg, wohingegen andere ein bißchen überengagiert sind und gelegentlich über das eigentliche Ziel hinausschießen. Zu welcher Sorte der Storch gehörte, der mich in meine südeuropäische Heimat bringen sollte, lässt sich nach über vierzig Jahren nicht mehr abschließen klären. Endweder ist er von Süden kommend, einfach ein wenig zu weit geflogen. Kam er aus Norden, war er entweder zu faul, um über die Alpen zu flattern oder litt an ausgeprägter Höhenangst. Vorgesehen war sicherlich ein Aufwachsen im familieneigenen Haus umgeben von Olivenhainen & Orangenplantagen. Der kleine Garten hätte direkt zum Wasser geführt. Jetzt könnte ich jeden Morgen mit dem Hund das Boot besteigen & zum einkaufen in das nächstgelegene Dorf fahren. In Ruhe würde ich die Tageseinkäufe erledigen, ein wenig Konversation betreiben & vor der Heimfahrt einen fantastischen Espresso genießen. Wieder zu Hause würde ich einen noch größeren Tisch eindecken, eine Flasche Rotwein aufmachen & in der Küche verschwinden. Das Leben hätte so schön sein können, stattdessen landete ich im grauen, von Straßen & betonierten Innenstädten durchzogenen Ruhrpott. Mittlerweile denke ich, das war gar nicht so schlecht. Es ist leicht, das Leben an einem schönen Ort zu lieben. doch kaum scheint dort einmal nicht die Sonne, geht gefühlt die ganze Welt unter. Gelingt es, das Leben auch an weniger schönen Ort zu genießen, ist Regen nur ein Stück Meer auf der Haut & mit geschlossenen Augen klingt das Rauschen der Autobahn fast wie Wellen am Strand. Es lohnt sich daher bei jeder Gelegenheit, ob mit Bier oder Wein anzustoßen, auf die Klapperstörche dieser Welt. Wo auch immer sie gerade landen….
Eine Chance für die Liebe… Kaum scheint die Sonner länger als einen Tag auf den Boden, explodiert das Leben. Die ersten Blümchen sprießen hervor, in den Bäumen machen sich die Vögel lautstark bemerkbar & alles was Beine hat, tobt draußen herum. Es ist klar, hier geht es nicht nur um pure Lebensfreude, sondern um Lust. Auf Fortpflanzung! Laut Wikipedia ist Fortpflanzung, auch Reproduktion genannt, die Erzeugung neuer, eigenständiger Nachkommen eines Lebewesens & in der Regel mit einer Vermehrung der Anzahl der Exemplare verbunden. Meistens werden mehrere Exemplare für diesen Akt benötigt. Bail, unser siebenjähriger Landseer sieht das genquso.Auch er würde gerne eigenständige Nachkommen reproduzieren, die genaue Anzahl ist ihm nicht so wichtig, Doch so einfach, wie es von außen ausschaut ist das ganze Thema leider nicht. Es reicht nicht irgendwo auf einem Ast zu hocken & lustige Lieder zu pfeifen. Um eines der Weibchen für sich einzunehmen, muss man auf dem richtigen Ast sitzen & nicht nur irgendeine Melodie flöten. Manchmal soll es auch ein iPhone-Klingelton sein, nur welcher..? Um also herauszufinden, worauf die Mädels abfahren braucht es Zeit. Doch diese steht nicht jedem zur Verfügung. Bail hat einen vollen Terminkalender. Sein Alltag als erfahrener Bürohund zeitraubend ist, zusätzlich ist er regelmäßig als Security-& Awareness-Verantwortlicher in einem nahegelegnenen Pub tätig. Bei jedem zweiten Spaziergang ist es notwendig, fremden Menschen zu erklären, dass er kein „Bernhardiner“ ist & aus Prinzip für niemanden etwas durch die Gegend tragen würde. Alkohol erst recht nicht. Zusätzlich muss der Garten bewacht, die Essenszeiten der zweibeinigen Mitbewohner kontrolliert & ganz nebenbei die notwendigen 20 Stunden Schlaf am Tag nicht vernachlässigt werden. Als wäre diese internen Angelegenheit nicht schon herausfordernd genug, mischen sich zuweilen noch weitere Lebewesen in die Partnersuche ein. Im Falle unseres Hundes Bali, Menschen. Obwohl er selbst für einen Landseer-Rüden eine ausgesprochen beeindruckende Gestalt ist & zudem über ein freundliches, ausgeglichenes & entspanntes Gemüt verfügt, ist es ihm in den sieben Jahren seines Lebens nicht gelungen, eine Partnerin zu finden. Schuld daran ist kein Klingelton, kein Zeitmangel, sondern die deutsche Bürokratie. Der Standart des VDH, dem Verband für das Deutsche Hundewesen schreibt bei einen Landseer des europäisch-kontinentalen Typs eine weiβe Schnauzenpartie mit einer weiβen, symmetrischen, nicht zu breiten, durchgezogenen Blesse vor. Bei Bail hat sich die schwarze Farbe etwas ungleichmäßig verteilt, sodass er je eine schwarze & eine weiße Fellpartie um die Augen besitzt. Zum Ausgleich bekommt er, je älter er wird, immer neue Ascheflecken, die sich ganzkörperlich auf ihm verteilen. Trotz seines unverschämt guten Aussehens, leidet Bail aus Sicht der Verbands-Menschen an einer Fehlzeichnung & ist von der Zucht ausgeschlossen. Trotzdem wäre ja möglich, dass irgendwo da draußen eine Landseer-Hündin existiert, die mehr Wert auf einen entspannten, selbstbewussten Charakter, als korrekte Farbverteilung legt. Sowas soll ja vorkommen, in der Natur…!